Wahl: Mission Merkel | ZEIT ONLINE.
Die Pfarrerstochter aus der Uckermark errang einen grandiosen Sieg. Gegen SPD und Grüne – und gegen das katholische Milieu in der eigenen Partei. Warum sich die Evangelisierung gelohnt hat.Wahl: Mission Merkel | ZEIT ONLINE.
Im Nachhinein liest es sich wie die reine Ironie. Im Mai, also im Vorwahlkampf, konnte sich Angela Merkel dem Kardinal-Höffner-Kreis nicht entziehen, dem Sammelbecken katholischer Bundestagsabgeordneter. Der Kreis wurde 20 Jahre alt. Angela Merkel redete über den Silberbergbau, den Kahlschlag der Wälder und die Entdeckung der Nachhaltigkeit vor drei Jahrhunderten. Zum Schluss wünschte sie der Gruppe weitere 20 Jahre. Dabei hatte sie am Anfang gesagt, 20 Jahre seien auf den ersten Blick ein überschaubarer Zeitraum. Wollte sie andeuten, das Gremium könne sich allmählich auflösen? Der Einfluss des Höffner-Kreises auf die Union bewegt sich unterhalb der Wahrnehmung.
Warum ist sie hingegangen? Zu den erfolgreichsten Projekten der Pastorentochter aus den Uckermark gehört die Entkatholisierung der früher in der Wolle geschwärzten CDU. Sie hat erkannt, dass gerade das Katholische mit seiner Kirchenbindung mehr Wähler abschreckt als gewinnt. Dagegen hat Merkel das protestantische Prinzip in der Union etabliert: Am Anfang stehen mehrere Überzeugungen, am Ende die Mehrheit und dazwischen der Kompromiss. Kirche findet davor und danach statt – wenn man hingeht. Aber sie redet den Politikern nicht in die Entscheidungen hinein. Bei der katholischen Kirche dagegen wird man den Eindruck nicht los, dass sich die Mehrheit am Ende der Wahrheit fügen soll. Oder dem, was ein Bischof dafür hält.
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