Realsatiriker Josef Joffe gibt Zugabe | Telepolis.
(…) Während die Häme nun auf Don
Quichoffe abregnet, ist das Thema transatlantischer Kontaktpflege mit
Journalisten weitaus umfangreicher. Schwerer als bei Joffe, der für ein
privates Printmedium arbeitet und daher schreiben kann, wie er lustig
ist, wiegen journalistische Interessenkonflikte in
öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäusern. Wir leisten uns den teuersten
Rundfunk der Welt, weil wir keinen Volksempfänger, sondern unabhängigen
Journalismus wollen – so jedenfalls der verfassungsgemäße Auftrag des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Doch in der US-Lobby treten sich
ausgerechnet die am besten bezahlten TV-Journalisten von ARD und ZDF
gegenseitig auf die Füße. So machte der mit ca. einer halben Million
Euro/Jahr an GEZ-Geldern ausgestattete heutige WDR-Intendant Tom Buhrow für die ultrakonservative deutsch-amerikanische Lobby Atlantik-Brücke e.V. 2009 den Festredner wo er den US-Botschafter lobte, der nicht einmal die Sprache seines Gastlandes spricht. Auch ZDF-Starjournalist Claus Kleber, der ähnlich gut wie Buhrow verdient, ist mit seiner journalistischen Tätigkeit nicht so ausgelastet, als dass er nicht auch Zeit für das Kuratorium der Atlantik-Brücke hätte. Letztes Jahr verstieg sich Kleber zu einem Vergleich der Tagesschau mit nordkoreanischem Regierungsfernsehen. Derartige Töne kennt man eher von US-TV-Moderatoren, die um den Titel des konservativsten Kommentators konkurrieren.
Wie in der Optik wird das Bild nun einmal
auch im Journalismus umso unschärfer, je näher man seinem Berichtsobjekt
kommt. Soweit ersichtlich, hat noch kein öffentlich-rechtlicher
Journalist jemals über die Atlantik-Brücke kritisch berichtet. Dabei
gäbe es durchaus interessante Stories, etwa die Tatsache, dass man dort
als höchste AAuszeichnung den Vernon A. Walters-Award
vergibt. General Walters war stellvertretender CIA-Chef gewesen und
hatte nachweislich seine Finger in den schmutzigsten der bekannt
gewordenen CIA-Operationen. Die langfristige Einflußnahme Washingtons auf deutsche Eliten
hat sich offensichtlich bewährt. Der beste Platz für ernstzunehmenden
Journalismus scheint im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Satire-Sendungen zu sein.
Josef Joffe darf sich zugutehalten,
Zweifel an seiner Unabhängigkeit wenigstens noch als ehrenrührig zu
bewerten. Das wäre doch schon mal ein Anfang …
via Öffentlich-rechtliche transatlantische Kontaktpfleger Buhrow und Kleber | Telepolis.
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