Gewalt und ihre Eindämmung im Christentum: Ohne Schwert und Feuer – Feuilleton – NZZ.ch.
Mariano Delgado ist Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte sowie Direktor des Instituts für das Studium der Religionen und den interreligiösen Dialog an der Universität Freiburg i. Ü.
Gewalt, die im Namen eines Gottes ausgeübt wird, ist kein neues Phänomen – wie gerade die Christentumsgeschichte zeigt. Aus dieser Geschichte lässt sich aber auch etwas über die Eindämmung von Gewalt und die Entschärfung von religiösen Gewaltpotenzialen lernen.
Bei einer Diskussion über das Gewaltpotenzial der Religionen wären Christen schlecht beraten, wenn sie sich mit einem belehrenden Ton daran beteiligten. Mit dem Kirchen- und Religionshistoriker Ernst Benz ist festzuhalten:
«Weder der Islam noch der Buddhismus noch der Hinduismus haben auch nur entfernt so viele Menschen um ihres Glaubens willen getötet wie die christlichen Kirchen.»Künstler haben dieses Bewusstsein mitunter sehr drastisch ausgedrückt, so etwa der Mexikaner José Clemente Orozco mit seinem Gemälde «Christus zerstört sein Kreuz»: Wenn Christus zurückkäme, zerstörte er als Erstes das Kreuz, weil Christen unter diesem Zeichen eine Spur der Gewalt in der Geschichte hinterlassen haben. Aus der Christentumsgeschichte kann man aber auch lernen, wie bestimmte Gewaltpathologien mithilfe der theologisch-philosophischen Vernunft und der säkularen Rechts- und Staatsentwicklung überwunden worden sind. Und diese selbstkritische Sicht können und sollten Christen in den interreligiösen Diskurs über religiös motivierte Gewalt selbstbewusst einbringen. …….
via Gewalt und ihre Eindämmung im Christentum: Ohne Schwert und Feuer – Feuilleton – NZZ.ch.
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